Durst 12/2021

Markt & Trends 23 Swissness Goodness E s gibt den Mythos von Firmen, deren Weg in einer Garage begann. Steve Jobs hat seinen ersten Computer in einer Ga- rage entwickelt. Die erste Barbie-Puppe soll in einer Garage geschaffen worden sein. Walt Disney hat seine ersten Ideen in einer Garage festgehalten. Die Geschichte von «SmartBreed» beginnt in einer Garage in Zufikon. Entwickelt wurde eine technische Innovation: ein smarter «Brutkasten», in dem Heuschrecken vollauto- matisch gezüchtet werden. Sobald sie ausge- reift sind, hat auch bereits ihr letztes Stündlein geschlagen, denn die Legehennen warten be- reits auf die lebendigen Proteinsnacks. Weil Hühner Heuschrecken besonders lieben, können die landwirtschaftlichen Betriebe auf ein viel kritisiertes Futtermittel verzichten: Soja. Rund 96 Prozent dieser eiweissreichen Bohnen werden für Tierfütterung eingesetzt. Der überwiegende Teil davon stammt aus Län- dern wie Brasilien oder Argentinien. Für ihren Anbau müssen Regenwälder weichen, und für ihren Transport wird viel CO 2 freigesetzt. In der Schweiz heimische Heuschrecken hin- gegen können lokal gezüchtet werden. Zudem fressen sie Nebenprodukte, die aufgrund ih- res hohen Faseranteils nicht verfüttert werden können. So können Heuschrecken Trester, Rückstände aus der Saftproduktion, aufspalten Zucht-Insekten statt kritisiertes Soja Die Weltbevölkerung wächst – und damit ihr Proteinbedarf. Diesen zu decken, wird immer anspruchsvoller. Insekten als nachhaltige Proteinquellen gelten dabei als aussichtsreich. Das Aargauer Start-up «SmartBreed» züchtet sie direkt auf landwirtschaftlichen Betrieben, wo sie als Futter dienen. Damit werden auch für die Gastronomie die Eier von Schweizer Hühnerfarmen nachhaltiger. «SmartBreed»-Mitarbeiterin, Huhn und Heuschrecke. und verdauen. Die Zucht-Insekten sind somit geeignet, um Abfälle direkt auf dem Bauernhof in proteinreiches Futter zu verwandeln. Zahlreiche Vorteile Darüber hinaus deuten Beobachtungen darauf hin, dass Heuschrecken zu einer artgerechten Ernährung der Legehennen beitragen, deren Verdauung fördern und ihr Immunsystem stär- ken. Und sie regen den Jagdtrieb an: Die Hennen rennen den Heuschrecken nach, suchen und scharren nach ihnen. Diese Ablenkung führt zu einer Reduktion des Feder- und Zehenpickens. Wie stark sich durch die Verfütterung von Heu- schrecken das Tierwohl verbessern lässt, ist Gegenstand einer Studie, die «SmartBreed» in einemKonsortiummit Partnern der Fachhoch- Die Gäste legen immer grösseren Wert auf Nachhaltigkeit. Sie wollen wissen, woher die Produkte kommen und wie die Tiere gehalten wurden. «SmartBreed» leistet einen Beitrag für ein nachhaltiges Angebot. Das Unternehmen beliefert sowohl Zoos als auch Legebetriebe. Wer von diesen Legebetrieben Eier bezieht, kann seinen Gästen ein innovatives Stück Nachhaltigkeit servieren. Zusätzlich zu den qualitativ hochwertigen Eiern gibt es auch gleich eine hervorragende Chance, die Gäste mit einemcleveren Storytelling über glückliche Hühner und deren Fütterung zu beeindrucken. GA S T RONOM I E schule Nordwestschweiz, der Berner Fach- hochschule und dem Switzerland Innovation Park Biel/Bienne durchführt. In der Studie wird analysiert, wie die Zuchtboxen weiter optimiert werden können. Diese soll den Wachstums- prozess der Heuschrecken überwachen. Un- tersucht wird auch, welche lokal anfallenden Agrarnebenprodukte sich am besten als Heu- schreckenfutter eignen. In weiteren Projekten wird berechnet, wie viel Treibhausgase sich einsparen liessen, wenn in der Tierfütterung Soja vermehrt durch Heu- schrecken ersetzt würde, und wie sich die Ver- fütterung von Heuschrecken auf die Qualität der Eier auswirkt. Erste Analysen weisen auf eine deutliche Verbesserung der Eierqualität hin. www.smartbreed.ch

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