Durst 08/2021

People & Unterhaltung 19 ...das schaffen nicht einmal Sie als Schweizer Meister und geübter Biertrinker? Nein, das wäre dann definitiv des Guten zu viel. Zum Glück gibt es wunderbare und charakter- volle Lagerbiere, sodass beim Jassen Hopfen und Malz trotzdem nicht verloren sind. Auf ein Bier mit dem Schweizer Schieber-Meister Roger Hafner Wie wird man Schweizer Schieber-Meister? Steckt da jahrelanges Training dahinter? Roger Hafner: Gewisse Kenntnisse muss man schon haben. Du kannst nicht jassen lernen und ein Jahr später Schweizer Meister werden, denn gewisse Spielzüge kannst du als Anfänger nicht kennen. Erfahrung und Routine – man kann es auch Training nennen – sind also unabdingbar. Ich jasste schon, als ich ein zehnjähriger Bub war – mit dem Vater, dem Grossvater und dem Onkel. Mit dem Grossvater machte es aber nur bedingt Spass, denn der war zu verbissen. Braucht es auch Glück, umSchweizer Meister zu werden? Ja, Kartenglück braucht es auch. Mir war das Glück aber noch auf eine andere Art hold: In der Qualifikation hatte ich nur den sechsten Rang erreicht. Weil zwei Konkurrenten die Teilnahme am Final absagten, stand ich dann aber trotz- dem im Final. Wegen Corona fand die Meister- schaft diesmal übrigens online statt, wobei man gegen einen Computer spielte. Einzig der Final wurde dann vor Ort ausgetragen. Ebenso leidenschaftlich wie Sie jassen führen Sie die «Hafenkneipe». Wie oft wird in Lokalen eigentlich noch gejasst? Mein Grossvater hat immer in Beizen gejasst, das war damals üblich. Ich stelle eine gewisse Retrobewegung fest, die das Jassen wieder ver- mehrt in die Lokale zurückbringt. Ganz beson- ders freut mich, dass Jassen auch bei Jüngeren wieder an Beliebtheit gewinnt. Als ich ein Teen- ager war, hatte ich jeweils Mühe, Jasspartner zu finden, denn damals galt Jassen als alt­ modisch und uncool. Jetzt verhält es sich wie mit unseremNationalsport: Wie das Schwingen gilt auch das Jassen als hip; nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten. «Jassen kehrt in die Lokale zurück» Roger Hafner ist Schweizer Schieber-Meister. Mit der gleichen Leidenschaft, die er beim Kartenspiel hat, führt der «Jass-König» die «Hafenkneipe» in Zürich. DURST hat mit ihm über das Revival des Jassens und dessen Bedeutung für die Gastronomie gesprochen. Auch Kartenglück und die Wahl des richtigen Bieres waren während des Gesprächs Trumpf. Der Zürcher ist seit 15 Jahren Mitinhaber und Geschäftsführer der legendären «Hafenkneipe» im Zürcher Kreis 4. Die kleine Bar mit dem grossen Charme öffnet jeweils um 16 Uhr und bietet den Gästen – wenn es die Corona-Mass- nahmen zulassen – regelmässig Live-Musik. Angesagt ist vor allem Rock. Seit seiner Kind- heit ist Roger Hafner ein leidenschaftlicher Jasser. Er gewann die 4. Schweizer Schieber- Meisterschaft, was der Event-Sponsor «Blick» mit folgender Schlagzeile würdigte: «Beizer Roger aus Zürich ist der neue Jass-König!» www.hafenkneipe.info ROGER H A FNER «Es zahlt sich aus, den Gästen das Jassen zu ermöglichen.» Für ein Lokal kann es sich also lohnen, den Gästen Jass-Sets zur Verfügung zu stellen? Das kommt natürlich auf die Art des Betriebs an. Ich bin aber überzeugt, dass es sich für sehr viele Betriebe auszahlt, wenn sie den Gästen das Jassen ermöglichen. Auch die Durchfüh- rung eines Jassturniers kann sich lohnen. Ich kenne jedenfalls genügend junge Leute, die gerne mitmachen würden. Deshalb überlegen wir uns, demnächst ein Turnier zu veranstalten. Und zum Jassen gehört dann ein Bier dazu? Bier und Jassen gehören zusammen wie die Stöck. Während der Schweizer Meisterschaft habe ich natürlich keinen Alkohol konsumiert, während eines gemütlichen Jasses geniesse ich aber gerne ein paar erfrischende Bierchen. Zweimal proMonat führe ichmit Kollegen einen wahren Jassmarathon durch, der immer rund acht Stunden dauert. Obwohl ich ein grosser Freund von Craft-Bieren bin, entscheide ich mich dann jeweils für Lagerbiere, die weniger Alkohol beinhalten. Acht Stunden Craft-Biere und dazu noch konzentriert jassen… Roger Hafner in der «Hafenkneipe».

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