Durst 05/2021

People & Unterhaltung 17 zeugt, dass schnell wieder Normalität einkeh­ ren und vor allem die jüngere Zielgruppe wie­ der gerne an Grossevents gehen wird, wenn die Einschränkungen dereinst aufgehoben sind. Es gibt aber auch viele Menschen, die grössere Personenansammlungen wohl noch länger meiden werden. Das spüren wir imZusammen­ hang mit der «Magic Night» und dem «Volks­ Schlager OpenAir», die Anfang August unmit­ telbar vor dem Heitere Open Air stattfinden sollen. Für beide Events haben wir im Vorver­ kauf bislang kaum Tickets verkauft. Auf ein Bier mit Christoph Bill Nach der Verlängerung des Lockdowns am 19. März haben das Gurtenfestival und das Open Air St.Gallen für dieses Jahr die Segel gestrichen. Und das Heitere Open Air, wird es stattfinden? Christoph Bill: Nach heutigem Stand, also Ende März, werden laut Gesundheitsminister Alain Berset imAugust alle geimpft sein, die das wollen. Auch die Einschränkungen werden weit­ gehend verschwunden sein. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Heitere Open Air statt­ finden wird. Wir planen auf jeden Fall darauf hin, zumal das wirtschaftliche Risiko noch nicht allzu gross ist, weil wir schon im letzten Jahr fast alle Tickets verkauft haben. Die für das abgesagte Festival von 2020 gekauften Tickets und Zusatzleistungen sind nämlich gültig. Sind Sie tatsächlich so optimistisch? Ich versuche es zumindest zu sein, obwohl es so etwas wie Planungssicherheit zurzeit nicht gibt. Deshalb denken wir in Szenarien. Wir ha­ ben uns im Team gesagt, dass wir im Rahmen des Möglichen unbedingt etwas machen wol­ len, sofern wir mit einer roten Null rechnen können. Neben der Vollversion haben wir ver­ schiedene Alternativpläne, welche teilweise die realeWelt mit der digitalen vereinen. Kern blei­ ben die Liveauftritte in einer Grösse und einem Set-up, wie sie erlaubt sein werden. Diese wer­ den aufwendig gestreamt und mit separaten Erlebnissen unterlegt: Der Gast kann seine Kameraperspektive selbst wählen, mit ande­ ren interagieren und das Geschehen beein­ flussen. Das verursacht natürlich Kosten und ist nur mit einem der kantonal in Aussicht gestellten Transformationsbeiträge möglich. Sonst haben wir unten rechts ein Problem. Apropos finanzielle Sorgen: Wie beurteilen Sie die Unterstützung der Veranstalter durch die öffentliche Hand? Kurzarbeit, Covid-19-Kredit, Ausfallentschädi­ gung und jetzt ein Schutzschirm: Als Veran­ stalter wird man auf demPapier gut behandelt. Allerdings verlief die Umsetzung schon 2020 in manchen Kantonen eher harzig, und für 2021 «Entschädigungen sind Existenzfrage» Christoph Bill ist Präsident der Swiss Music Promoters Association und Veranstalter des Heitere Open Air in Zofingen. DURST sprach mit ihm Ende März über den Festivalsommer 2021, die Entschädigungen des Bundes und der Kantone und über die langfristige Zukunft der leidgeprüften Branche. Christoph Bill ist Geschäftsführer der Heitere Events AG, die nebst weiteren Veranstaltungen das Heitere Open Air in Zofingen durchführt. Als Präsident der Swiss Music Promoters Asso­ ciation (SMPA) weiss er ganz genau, wie sehr die Schweizer Livemusik-Branche unter den seit mehr als einem Jahr geltenden Einschrän­ kungen leidet. 2019 generierten die der SMPA angeschlossenen Veranstalter einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Franken. www.heitere-events.ch – www.smpa.ch CHR I S T OPH B I L L Christoph Bill vor dem «Heitere»-Geländeplan. sieht es bei den beiden letztgenannten Instru­ menten alles andere als rosig aus. Zum Bei­ spiel wird die Höhe der Ausfallentschädigung erst imNachhinein klar, sie kann vonmöglichen 80% je nach Kanton auf 50% reduziert oder auf tiefemNiveaugedeckelt werden. DieAusgestal­ tung des Schutzschirms ist noch unklar, scheint aber weder rasch noch praxistauglich auszu­ fallen. Das erleichtert die Planung in diesem Hochrisikogeschäft mit Kleinstmargen natürlich nicht: Soll man sie vorantreiben, ohne zu wissen, mit welcher Unterstützung man im Falle einer erneuten Absage rechnen kann? Die Höhe der Unterstützung in diesem Jahr wird für einige Veranstalter zur Existenzfrage, aber es geht um viel mehr als das Überleben einzelner Events. Umwas geht es denn noch? Ob Open Air, Kellertheater oder Schwingfest: Wenn sie nicht mehr stattfinden, haben von der Künstlerin über den technischen Dienstleister unddieLieferanten vonGetränkenundWC-Wa­ gen bis hin zum lokalen Metzger eine Reihe von Menschen schmerzvolle Ausfälle zu beklagen. Nicht zuletzt geht es aber auch um das psychi­ sche Wohlbefinden der Menschen. Ohne Mu­ sik-, Kultur- und andere Veranstaltungen fehlt in diesem Land ganz viel. Deshalb bin ich über­

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