Durst 11/2020

Markt & Trends  21 Swissness Goodness W er hätte 1747 gedacht, dass eines Tages statt Säuli Crevettli auf dem Eyhof in Burgdorf gross­ gezogen werden? Noch bis 2015 betreibt die Familie Kunz auf dem vor 273 errichteten Hof in der 9. Generation klassischen Ackerbau, Vieh­ zucht und Milchproduktion. Auf 32 Hektaren Land wachsen Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Getreide, Lauch und anderes Gemüse sowie Obstbäume. Die Familie hält Mutterkühe, Schafe und Pferde. Nur Schweine gibt es keine mehr. Und zwar aus Rücksicht auf die Nachbarn. Denn der Stall mit 30 Tieren steht mitten in der Ag­ glomeration, und die Geruchsemissionen sind beträchtlich. Aus Rentabilitätsgründen müsste der Stall ohnehin vergrössert werden. Da ent­ scheidet sich die Bauernfamilie für eine radikale Umnutzung und findet mit der Produktion von nachhaltigen Crevetten das ideale Projekt. Geschlossenes Ökosystem Setztmanals verantwortungsvolleKonsumen­ tin oder Konsument bei Meeresfrüchten und Fisch auf die Empfehlungen von WWF Schweiz, sollte man auf importierte Crevetten verzichten: Der Wildfang mit Grundschleppnetzen verur­ sacht vielBeifang. Auchkonventionell gezüchte­ te Shrimps sind problematisch, weil Antibiotika und Chemikalien eingesetzt werden, das Was­ ser stark verschmutzt wird, Mangrovenwälder abgeholzt und die Tiere mit Fischmehl aus Wildfang gefüttert werden. Dagegen ist die nachhaltige Produktion in den 15 Wasserbecken der Familie Kunz geradezu ideal. Aufgezogen werden die schmackhaften Weissfuss-Shrimps in einem geschlossenen Shrimps statt Schweine Bald weiss vielleicht jedes Kind, woher frische Crevetten kommen: vom Bauernhof! Zwar werden über 90 Prozent der Delikatessen von weit her importiert, aber immer mehr Konsumenten und Gastronomen meiden die Massenware und suchen eine nachhaltige Alternative. Bei Bauer Kunz aus Burgdorf werden sie fündig. Die «Aemme Shrimps» waren die ersten Crevetten aus Schweizer Produktion. DURST-Kolumnist Claudio Del Principe stellt die nachhaltige Produktion vor. Auch aus Rheinfelden gibt es frische Shrimps: Die SwissShrimp AG lieferte Anfang 2019 die ersten Shrimps auf. Am Anfang hatte die Idee gestanden, Shrimps lokal und auf schonende Weise aufzuzüchten. DURST berichtete in der Juni-Ausgabe 2019 über SwissShrimp. www.swissshrimp.ch SW I S S SHR I MP I N RHE I NF E L DEN Ökosystem. Das Wasser, das von der eigenen Quelle stammt, muss dabei nicht einmal ge­ wechselt werden. Dank der Biofloc-Technolo­ gie werden Nitrit und Ammoniak in proteinhal­ Die Burgdorfer Bauernfamilie Kunz. tiges Futtermittel umgewandelt. Ein Gleich- gewicht von Nutzbakterien und Shrimps sorgt mit Salzzufuhr und ständiger Belüftung für eine natürliche Lebensgrundlage. Beheizt wird mit Solarpanels und eigener Schnitzel- anlage. Produziert wird immer nur gerade die Menge an Crevetten wie Nachfrage besteht. Frischer gehts nicht. «Aemme Shrimp» wurdemehrfachmit Preisen ausgezeichnet. Die Bauernfamilie vermarktet die Crevetten direkt an Wiederverkäufer und Restaurants. PrivatkundenkönnendieShrimps entweder online bestellen im Hofladen kaufen. www.aemmeshrimp.ch

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