Durst 08/2020

16  Hauptgang Der Erfolg war enorm: Schon nach sechs Tagen hatten wir die angestrebte Million erreicht und brachen die Aktion ab. Die Gutschein-Aktion so früh abzubrechen, deutet darauf hin, dass Sie einen starken Sommer erwarten. Wir blicken tatsächlich optimistisch in die nahe Zukunft. Wegen Corona wollen viele Schweizer im eigenen Land Ferien machen. Sie bevorzu- gen die Berge und Orte, die ihnen etwas Spezi- elles bieten. Der Buchungsstand ist erfreulich (das Gespräch fand Mitte Juni statt, die Redak- tion). Nochmehr freut uns, dass über die Hälfte der Sommerbuchungen von neuen Gästen vor- genommen wurden und dass für eine über- durchschnittlich lange Dauer gebucht wird. Dann könnte die Corona-Pandemie ja sogar nachhaltig positive Auswirkungen haben? Ja, es ist durchausmöglich, dass wir eine echte Chance haben, dank der Krise neue Gäste zu gewinnen, die dann wiederkehren. Während der Sommerferien werden wir vor allem viele Lassen Sie uns zuerst kurz zurückschauen: Wie war die letzte Wintersaison? Pascal Jenny: Bis Mitte März hatten wir einen Winter wie zu den besten Zeiten vor der Finanz- krise im Jahr 2008. Die Wintersaison endete dann wegen Corona einen guten Monat früher als geplant, womit das Sahnehäubchen fehlte. Über den ganzenWinter gesehen sank der Um- satz gegenüber den sehr guten Vorjahren aber bloss um fünf bis acht Prozent. Der grösste Teil des Lockdowns fiel dann aber in die Zwischensaison… …und da haben wir uns früh gefragt, wie wir mit unseren Gästen in Kontakt bleiben können. Wir wussten, dass die Menschen mehr als sonst zu Hause vor den Fernsehern sassen. Also drehten wir in einer ersten Phase lustige TV-Spots über die «Gallier der Alpen», die mit ihrem Zaubertrank gegen jede Gefahr eine Lösung finden. Unsere Mitarbeiter traten als Schauspieler auf und vermittelten die Botschaft: Wir sind parat für die Sommersaison. Die Reak­ tionen waren zahlreich und durchwegs positiv. Dann kamPhase zwei mit den Gutscheinen. Unter dem Motto «Buy now, use later» konnte man Gutscheine mit einem Zehn-Prozent-Ge- schenk der Gemeinde kaufen, die in diesem Sommer und dem nächsten Winter gültig sind. Auf ein Bier mit Pascal Jenny, Direktor von Arosa Tourismus «Möglicherweise stehen wir vor dem besten Sommer aller Zeiten.» Bärenstarkes Konzept in Corona-Zeiten Alle reden von Krise. Alle? Nein, ganz oben im Schanfigg gibt es ein Dorf, das für seinen Tourismus den besten Sommer aller Zeiten erwartet. Es heisst Arosa und nennt sich das «Gallien der Alpen». Der frühere Handball-Nationalspieler Pascal Jenny ist Direktor von Arosa Tourismus. Er spricht über die Erfolgsfaktoren in Corona-Zeiten und verrät auch, was er von der nächsten Wintersaison erwartet. Der Aargauer ist seit 2008 Tourismusdirektor in Arosa, wo von 1903 bis 1910 schon sein Ur-Ur-Grossvater August Jenny als allererster Kurdirektor tätig war. Pascal Jenny ist Initiant des Arosa Bärenlands und gemeinsam mit Frank Baumann verantwortlich für die Orga­ nisation des Arosa Humorfestivals. Für die Eventstrategie von Arosa Tourismus wurde er 2016 in der Kategorie «Innovation» mit dem Tourismuspreis Milestone ausgezeichnet. Das PA S C A L J ENN Y Schweizer Familien begrüssen dürfen, die noch nie bei uns Ferien gemacht haben. Auch die Nachfrage nach Ferienwohnungen war noch nie so hoch. In diesem Sommer ist es nun aber ganz besonders wichtig, dass die Qualität und die Leistungen stimmen. Unser Anspruch ist es, die besseren und freundlicheren Gastgeber zu sein als die Österreicher. Der einzige Unsi- cherheitsfaktor ist das Wetter. Wer eine Woche Regen in den Bergen erlebt, kommt im nächs- ten Sommer wohl kaumwieder. Wir gehen aber davon aus, dass dieser Sommer für uns besser wird als der letzte. War nicht der letzte Sommer so gut wie keiner zuvor? Das würde ja heissen, dass Sie den besten Sommer aller Zeiten erwarten. Ja, möglicherweise stehen wir tatsächlich vor dem besten Sommer aller Zeiten. Und wenn dann hoffentlich wieder Events stattfinden dür- fen, kann auch der Herbst eine Bombe werden. Gilt dieser optimistische Ausblick für den ganzen Schweizer Alpenraum? Leider nicht. Graubünden und insbesondere wir in Arosa haben seit jeher viele Gäste aus der Schweiz und aus Deutschland. Das zahlt sich nun aus. Andere Destinationen, die seit Jahren auf Gäste aus fernen Ländern setzen, werden es jetzt wohl schwieriger haben. Wirtschaftsmagazin Bilanz zählt Pascal Jenny aufgrund seiner touristischen Innovations- und Umsetzungsstärke zu den 100 wichtigsten Persönlichkeiten der Schweizer Wirtschaft. Vor seiner Karriere als Touristiker hatte er als Handball-Flügelspieler grosse Erfolge gefeiert. Pascal Jenny spielte für die Grasshoppers, den TV Suhr und die Kadetten Schaffhausen. In 73 Länderspielen erzielte er 118 Tore. www.arosalenzerheide.swiss

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