Durst 12/2019

Hauptgang  11 haben: Musse, Entspannung und eine einfache Einrichtung Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg ren zu unternehmen.» Er ist überzeugt: «Die moderne Gesellschaft sehnt sich nach Natur­ erlebnissen. Sie entwickelt sich so, dass Kon- zepte wie das unsere zum Tragen kommen.» Zum «Alpenruh»-Konzept gehören eine Turbine am Bach, die Strom liefert, Holz zum Heizen und gemütliche, einfache Zimmer ohne flies­ sendes Wasser und ohne TV. Steff Kälin: «Frü- her, als man zu Hause bescheiden lebte, wollte man in den Ferien Luxus und einen höheren Standard. Heute hat man zu Hause alles und schätzt in den Ferien das Ursprüngliche, das Einfache, welches die Schweiz auszeichnet.» Die Gäste nehmen gerne in Kauf, wenn die Holzheizung die Räume im Winter nicht ganz auf die gewohnte Zimmertemperatur bringt. Umso mehr schätzen sie die Wärme, die vom Hotelier-Paar und seinem Team ausgeht. «Der Umgang mit den Gästen ist persönlich», sagt Steff Kälin. «Wir setzen uns zu ihnen, interes- Yoga während des Digital Detox Camps. I n Adelboden wurde kürzlich das Mountain Lab eröffnet, ein alpiner Coworking Space auf 1350 m Höhe. «Umgeben von frischer Luft, viel Schnee im Winter und duftendem Grünland im Sommer bietet sich die Möglich- keit, Freizeit mit Arbeit zu kombinieren, sich von der Natur inspirieren zu lassen und an der Umsetzung von Ideen zu arbeiten»: So wirbt Coworking Space und digitale Entgiftung sieren uns für sie und diskutieren mit ihnen.» Auch das sei ein wichtiger Teil der Sehnsucht nach Entschleunigung und das Menschliche überhaupt, eine Stärke der Branche, auf die zurückzubesinnen sich mehr denn je lohne. Das Handy verliert an Interesse Digital Detox ist in der «Alpenruh» während des ganzen Jahres angesagt. Im Winter zum Bei- spiel bietet der Laternenweg die gewünschte Entspannung und Ruhe. Während der Wande- rung durch die pittoreske Winterlandschaft trifft man auf Eiskristalle und andere Natur- schönheiten, man sammelt Eindrücke, dieman so schnell nicht vergisst. Letztes Jahr führten Marianne Hollenstein und Steff Kälin erstmals eine spezielle Digital- Detox-Woche durch. Das Dutzend Gäste aus dem In- und Ausland gab beim Einchecken die Smartphones ab und sich ganz der digitalen Entgiftung hin. Statt Mails zu checken, machte man Yoga, statt Posts zu liken, liebtemanWan- derungen und statt sich ständig zu informieren, stellte man mit frischen Kräutern eine Salbe her. Steff Kälin: «Die Teilnehmer hatten wäh- rend der ganzen Woche ein Programm. Es war interessant zu sehen, wie schnell das Handy an Interesse verliert.» Es lasse sich offensichtlich auch ohne Push-Meldungen leben, die einem andauernd mehr oder weniger Wichtiges ver- künden und vomWesentlichen ablenken. Wie Marianne Hollenstein und Steff Kälin set- zen sich viele Hoteliers mit Digital Detox aus­ einander. Auch Gastronomen entdecken die Sehnsucht nach Entschleunigung. Zu Recht, meint Steff Kälin: «Regional, saisonal und ur- sprünglich: Das verspricht angesichts der ge- sellschaftlichen Veränderungen nicht nur für Hotels Erfolg, sondern auch für Restaurants.» www.alpenruh-kiental.ch man im Berner Oberland für die totale Vernet- zung. Bei Tourismus Adelboden-Lenk-Kander- steg (TALK) hat man aber nicht nur den digitalen Trend erkannt, sondern auch den Gegentrend: In Adelboden fand 2017 das erste Digital Detox Camp der Schweiz statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lebten eine Woche offline und beschäftigten sichmit Wanderungen, Kräutern und Yoga. Projektleiterin Inga Devermann machte die Erfahrung, dass sie das Leben ohne Handy «als soziale Bereicherung und nicht als sozialen Entzug» erlebten. Das Digital Detox Camp sei «ein grosser Erfolg» gewesen, sagt TALK-Direktor Urs Pfenninger und verrät, dass für 2020 eine zweite Auflage geplant ist. Das eine tun und das andere nicht lassen: Marketing-Fachfrau Inga Devermann sieht für den Tourismus sowohl in einem möglichst grossen digitalen Angebot als auch in der digi- talen Entgiftung Chancen. Während viele Tou- risten in Hotspots wie Adelboden gut vernetzt sein wollten, seien Digital-Detox-Angebote vor allem in malerischen, aber als struktur- schwach geltenden Regionen wie dem Kiental auch für Einzelbetriebe sinnvoll. www.be-welcome.ch

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx