Durst 08/2019
18 People & Unterhaltung «Das Interesse am Schwingsport ist gewaltig» Adrian Käser, Schwingerkönig von 1989, und Claude Blatter, Senior Sponsoring Manager bei Feldschlösschen, kennen sich seit vielen Jahren. Vor dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest vom 23. bis 25. August 2019 in Zug haben sie gemeinsam nach vorne und zurück geschaut. Adrian Käser erzählt, wer Chancen auf den Königstitel hat und wie der Sieg vor 30 Jahren sein Leben verändert hat. Claude Blatter: Vor 30 Jahren wurdest du als Teenager Schwingerkönig. Wie hat sich unser Nationalsport seit damals verändert? Adrian Käser: Schwingen ist immer noch Schwingen. Die Griffe sind die gleichen, auch die Technik hat sich kaum verändert. Heute sind die Athleten aber grösser und schwerer. Sie trainieren gezielter und wissenschaftlicher als wir damals, haben Personal Trainer. Im Sägemehl ziehen sie explosiver und schneller, womit ein Riesen-Hebel zumWirken kommt. Heute dürfen die Schwinger Werbung machen und ganz schön Geld verdienen. Da hat sich einiges geändert. Zu meiner Zeit haben wir Schwinger Stabellen, Holztrögli und auch mal einen Muni bekommen. Weil Spon- soren nirgends erwähnt werden durften, fehlte das Interesse. Sogar wenn du bei einer Firma eine Autogrammstunde gegeben hat, war alles bis ins kleinste Detail geregelt. Jetzt interessiert sich neben den Sponsoren auch das Fernsehen fürs Schwingen. Das Interesse am Schwingsport ist gewaltig. Vor 30 Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass dereinst so viele Schwingfeste live im TV zu sehen sein würden. Die Einschalt- quoten zeigen, dass das Schweizer Fernsehen zu Recht aufs Schwingen setzt. Wie die Einschaltquoten sind auch die Kommentatoren königlich. Gemeinsammit Jörg Abderhalden und Matthias Sempach wirst auch du in Zug für SRF imEinsatz sein. Matthias und Jörg werden als Experten einge- setzt, ich kommentiere gemeinsam mit Stefan Hofmänner das Geschehen im Sägemehl. Wer sind die Favoriten auf den Königstitel? Armon Orlik, Pirmin Reichmuth, Joel Wicki, Samuel Giger und auch Christian Stucki muss man auf der Rechnung haben. Bei den beiden Letzteren stellt sich die Frage, ob sie ihre Ver- letzungen auskuriert haben werden. Zudem kann an einem «Eidgenössischen» viel passie- ren. Das Fest dauert zwei Tage, und auch die Einteilung ist wichtig. Hinter den genannten Favoriten sehe ich eine grosse Gruppemit guten Chancen, zu der ich Sven Schurtenberger, Nick Alpiger, Daniel Bösch sowie die Berner Matthias Aeschbacher, Curdin Orlik, Bernhard Kämpf, Kilian Wenger und meinen Sohn Remo zähle. A propos Remo, der vor drei Jahren in Estavayer ja den ausgezeichneten dritten Rang erreicht hat: Ist es für ihn eigentlich ein Vorteil oder eher eine Hypothek, einen Schwingerkönig als Vater zu haben? Das ist schwierig zu sagen. Er hört immer wie- der Sprüche wie «Dein Vater ist König, wann schaffst du das?». Remo ist eine eigenständige Persönlichkeit, hat auch schon viele Kränze gewonnen und sagt, dasmache ihmnichts aus. Wenn Remo in Zug gewinnen würde, wäre er der erste Sohn eines Schwingerkönigs, der ebenfalls einen Königstitel trägt. Adrian Käser (rechts) im Gespräch mit Claude Blatter. A DR I A N K Ä S ER 19. August 1989 in Stans: Der 18-jährige Adrian Käser legt am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest den haushohen Favoriten Eugen Hasler mit einem Lätz platt. Der Oberaargauer ist der jüngste Schwingerkönig aller Zeiten. Heute leitet der gelernte Futtermitteltechniker den Einkauf bei der Kunz Kunath AG in Burg dorf. Als Co-Kommentator bei Schwingfesten arbeitet er auch für das Schweizer Fernsehen. Adrian Käser ist Vater von drei erwachsenen Kindern und oft auf dem Bike anzutreffen. Auf ein Bier mit Adrian Käser
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx