Durst 11/2018

Markt&Trends  29 Ofen auf 180 Grad Unter-/Oberhitze vorheizen. Alle Zutaten bis auf die Äpfel und den Schlag- rahm mit dem Handmixer verrühren. Schlag- rahm unterheben. Teig in eine ausgebutterte Springformmit 24cm Durchmesser giessen. Apfelscheiben hochkant einschichten. 30 Minuten backen, mit Zucker bestreuen und Butterflocken darauf verteilen. Danach weitere 10 Minuten backen. Nach Wunsch mit Puderzucker bestreuen und am besten lauwarm servieren. 100 g gemahlene Mandeln 1 Vanilleschote, ausgekratztes Mark 1 Bio-Zitrone, abgeriebene Schale 6 bis 8 Äpfel, geschält und in Scheiben 100 g weiche Butter 100 g Zucker 2 Eier 1 TL Backpulver 100 g Mehl 200 ml Vollrahm, geschlagen Der Food-Blogger, Kochbuch-Autor und DURST-Kolumnist Claudio Del Principe ist selbst auch als Restaurant-Tester unter- wegs. Seine Besprechungen – in einer stets auf Sorgfalt und Erhellung bedachten Spra- che – erscheinen regelmässig im Genuss­ magazin Falstaff. Weitere Inspiration gibt es auf seinem Foodblog oder Instagramprofil. www.anonymekoeche.net @claudio_anonymekoeche Claudio Del Principe ist auch Restaurant-Tester Zur Besänftigung empfehle ichmeinen liebsten Apfelkuchen. Einer, der die Welt wieder in Ordnung bringt. Denmussmanweder kredenzen noch drapieren. Den teiltman einfachmit lieben Menschen und allen schmeckts. Zur Besänftigung ein Apfelkuchen Z U TAT EN Z UBER E I T UNG Edelfeder eingesetzt wie Ketchup über eine Wachtelbrust. Schauderhaft. Beispiel aus der Praxis gefällig? «Die sehr exklusiv angerichte- ten Speisen sehen eher wie kunstvoll drapierte Essenskreationen aus.» So, Appetit vergangen, nicht wahr? Oder «kredenzen». Jesses Maria und Josef! Kommt direkt aus der Mottenkiste. Bitte weg­ sperren und die nächsten hundert Jahre ver- gessen. In die gleiche Kategorie fällt «es hat gemundet». Ja, wo sind wir denn hier? In einer Schmonzette, die am französischen Hof spielt? Also bitte. Unkontrolliertes Nackenhaarsträu- ben provoziert auch gestelztes Geschwurbel aus unappetitlichen Begriffen wie «Gaumen- spiel», «Geschmacksexplosion», «angehaucht» oder «umspielt von Aromen». Die Hose des Testessers Furchtbar nervend und eine Zumutung für die Leserschaft sind Beschreibungen über die Be- findlichkeit des Testessers. Niemand will wis- sen, ob er seine Hose aufknöpfen muss, damit das Dessert noch Platz hat. Es hat keinerlei Relevanz, ob «meine Begleitung» oder «meine bessere Hälfte» fünf Minuten lang auf denWein – oh, pardon, kulinarische Siebensieche schrei- ben ja immer von «edlen Tropfen» oder «Re- bensaft» – warten musste und das Schnitzeli als etwas zäh empfand. Besonders gepudert liest sich auch, wenn «der Testesser» in dritter Person von sich spricht. Und dann immer diese verkehrt herum ge- drechselten Redewendungen und unpassen- den Metaphern. Treibt einem die Schamesröte ins Gesicht. Oder unsinnige Sinnbilder wie: «Tischtücher sucht man hier vergebens». Klingt zunächst einmal harmlos, zugegeben. Aber überlegen Sie mal, jemand kommt wort- «Es ist unfair, die Leistung der Gastronomie mit Worthülsen zu beschreiben.» los in ein Restaurant und sucht fieberhaft nach Tischtüchern – und da sind dann keine – ver­ gebens gesucht! Das auf dem Bett throhnende Fischfilet Auf der anderen Seite, ist es nicht magisch, was Köche so alles zaubern? Heieiei, es ist wie im Märchen! Da werden «feine Kalbfleisch­ würfeli an einem cremigen Sahnespiegel» ser- viert, da «thront das rotzungenartige Fischfilet auf einem Bett von Randenrisotto». Ich kann es mir wahrlich bildlich vorstellen: «Da vollziehen die Geschmäcker einen köstli- chen Tanz auf der Zunge!»

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