Durst 11/2018
28 Markt&Trends W inzer und Weinfreunde kennen und hassen ihn, den unseligen Schwafler und selbsternannten Experten, dem eine Weinbeschreibung nicht blumig und gespreizt genug sein kann. Sein ku- linarisches Pendant ist der schwurbelnde und gnadenlos subjektive Restaurant-Tester. Na gut, niemand ist gefeit vor einem gelegent- lichen sprachlichen Fauxpas. Und wer imGlas- haus sitzt, sollte nicht mit Steinen um sich wer- fen, schon klar. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Es kann doch nicht sein, dass sich Köche ins Zeug legen, sich immer wieder neu erfinden, die Qualität und Kreativität der Gerichte auf ein immer höheres Niveau schrauben und dann von zweitklassigen Kritikern mit einem ver- staubten und peinlichen Vokabular abgekan- zelt werden. Die Gastronomie entwickelt sich weiter, ebenso das kulinarische Repertoire, von der Kochtechnik über die Geschmackskombi- nationen bis zum zeitgemässen Anrichten der Teller. Da ist es unfair und überholt, diese Leis- tung mit Worthülsen, Stammtischfloskeln und peinlichen Stilblüten zu beschreiben. Das Unwort aller Zeiten: drapiert Nehmen wir «drapiert». Aus meiner Sicht das Unwort aller Zeiten in kulinarischen Texten. Das französische Lehnwort (draper) bedeu- tet, Stoff kunstvoll in Falten zu legen. Stoff! Nicht Lebensmittel. Rüebli kann man nicht drapieren. Leider ist das den wenigsten Schreiberlingen klar. Die Vokabel wird vom Lokalblattpoeten bis zur wohlschmeckenden Claudio Del Principe schreibt über Kritiken, die jeder Kritik spotten Rote Karte für blasierte Restaurant-Tester Wer Kritik austeilt, muss auch Kritik einstecken können. Gemeint sind blasierte Gastrokritiker, die sich als komplette Bananen blamieren. Sie treten nicht nur in sprachliche Fettnäpfchen, sondern suhlen sich regelrecht darin. Mal kleinkariert oder übertrieben abgehoben, mal überheblich und abgedroschen oder einfach nur unerträglich unqualifiziert. Es tut manchmal richtig weh beim Lesen. Rechtschaffene Gastronomen haben mein aufrichtiges Mitgefühl. Eine Abrechnung und ein Rezept zur Besänftigung. «Komplette Bananen» schreiben über wunderbare Gerichte. Kolumne «Die Gastronomie und auch das kulinarische Repertoire entwickeln sich weiter.»
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