Durst 11/2018

Hauptgang  15 Nachdem er 2009 Riesenslalom-Weltmeister und 2010 Riesenslalom-Olympiasieger geworden war, gewann Carlo Janka auch den Gesamtweltcup 2009/2010: Der Bündner aus Obersaxen war noch keine 24 Jahre alt, als er damit Schweizer Skisportgeschichte schrieb, denn dieses Tripel hatte zuvor nur Pirmin Zurbriggen geschafft. Es folgten Jah- remit Höhen und Tiefen, mit weiterenWeltcupsiegen, aber auchmit Rücken-, Herz- und Materialproblemen. Am 24. Oktober 2017 zog er sich beim Training auf der Diavolezza einen Kreuzbandriss am rechten Knie zu, womit er für die Olympiasaison 2017/2018 ausser Traktanden fiel. Im kommenden Winter geht es für Carlo Janka darum, wieder zur Weltspitze aufzuschliessen. Dabei dürfte demwortkargen Bündner seine Gelassen- heit zugutekommen, die ihm den Spitznamen «Iceman» eingetragen hat. www.carlo-janka.ch C A R L O J A NK A Ich konzentriere mich vorerst auf den Speed- Bereich, denn in der Abfahrt und im Super-G werde ich den Anschluss wohl schneller finden als im Riesenslalom. Wegen der langen Pause muss ich vorerst mit hohen Startnummern fahren, was im Riesenslalom ein besonders grosses Handicap ist. Deshalb verzichte ich auf den «Riesen» in Sölden Ende Oktober. Après-Ski boomt, und die Weltcuprennen sind von vielen Partys und Festivitäten umrahmt. Können Sie als Spitzensportler das Après-Ski-Feeling auch geniessen, oder liegt das nicht drin? Nach einer Pleite zieht man sich gerne zurück. Wenn man Erfolg gehabt hat, geht man nach dem Rennen aber gerne noch ein wenig in den Ausgang. Im Skisport stösst man am liebsten mit einem Bier auf einen Sieg oder einen Po- destplatz an. Ein Bierchen in Ehren kann auch uns Sportlern niemand verwehren. Mir gefällt, wie sich die Rennen in der Schweiz entwickelt haben. In Wengen und in Adelboden finden schöne Veranstaltungen mit vielen Fans und einer tollen Stimmung statt. Die Bergwelt fas- ziniert dieMenschen. Hier können Sie sich aktiv erholen, gesellig sein und natürlich auch das Après-Ski geniessen. Immer mehr Gastronomen setzen mit Erfolg auf Konzepte, die den Charme der Berge und die Après-Ski-Stimmung ins Flachland holen. Wie erklären Sie sich diesen Boom? Après-Ski ist in. Die Menschen lieben diese spezielle, bodenständige und charmante Art zu feiern, aber nicht alle können regelmässig in die Berge fahren. Also gibt es auch im Flach- land eine Nachfrage. Das Après-Ski-Feeling in Städten zu ermöglichen, ist eine gute Sache. Welcher Ausgehtyp sind Sie? Früher war ich wilder, mittlerweile nehme ich es etwas gemächlicher. Nach der Saison gehe ich im Frühling gerne auch mal auf die Gasse, sonst bin ich aber recht wenig im Ausgang anzutreffen. Langeweile braucht es zwischen- durch auch, die kann inspirierend sein. Inspiration finden Sie auch an Schwing- festen, die Sie regelmässig besuchen. Was fasziniert Sie an dieser urschweize­ rischen Sportart? Wir Skifahrer und die Schwinger sind ähnliche Typen – bodenständig, naturverbunden und faire Sportler. Oft treffe ich an Schwingfesten auch die gleichen Fans an wie an den Skirennen inWengen und in Adelboden oder sogar imAus- land. Beide Sportarten gehören zu unserem Land, sie sind schöne Bestandteile unserer Kultur. An Schwingfesten erlebe ich jeweils ein­ drücklich, was die Schweiz ausmacht. Zudem pflege ich mit dem früheren Spitzenschwinger und jetzigen Feldschlösschen-Mitarbeiter Adi Laimbacher einen schönen Kontakt. Carlo Janka auf demWeg zurück an die Weltspitze.

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