Durst 11/2018
14 Hauptgang Der konditionelle Aufbau ist konzentrierter und intensiver geworden, er beansprucht aber we niger Zeit. Mit den Jahrenmussman nicht mehr so viel trainieren, zumal der Körper weniger verzeiht. Man lernt, auf den Körper zu hören, denn der sagt, wenn etwas nicht geht. Das weiss ich, seit ich erstmals mit Rückenproblemen konfrontiert war. Fakt ist auch, dass die Erho lungszeit länger geworden ist. Die Erfahrung und all die vielen Trainingsstunden, die man absolviert hat, kompensieren aber die Nach teile, welche das Älterwerden mit sich bringt. Trotz verschiedener Probleme konnten Sie immer regelmässig Rennen fahren. Jetzt kehren Sie erstmals nach einer längeren verletzungsbedingten Pause in denWeltcup zurück. Wie erlebten Sie die lange Zeit ohne Renneinsätze? Die lange Pause gab mir die Gelegenheit, einen Blick von aussen auf den Skizirkus zu werfen. Das relativiert gewisse Dinge, denn mit etwas Distanz beurteilt man viele Sachen etwas an ders. Wenn man mittendrin ist, glaubt man, man lebe nur für den Sport. Weil der Kreuz bandriss konservativ behandelt wurde, konnte ich zwar schon nach vier Wochen wieder auf Schnee trainieren. Während langer Zeit stand aber die Therapie in Stansstad im Fokus. Das war für mich eine interessante Erfahrung. Mit welchen Gefühlen und mit welchen Zielen nehmen Sie nun die Saison in Angriff? Es geht in erster Linie darum, Fuss zu fassen und den Anschluss an die Weltspitze wieder zu finden. Es fällt mir recht schwer zu sagen, wo ich stehe, ich habe aber ein gutes Gefühl. In welcher Disziplin trauen Sie sich Erfolge am ehesten zu? Viele Jahre sind vergangen, seit Carlo Janka als junger Skirennfahrer gleichzeitig Olympiasieger, Weltmeister und Gewinner des Gesamt weltcups war. Nach einer langen verletzungsbedingten Pause will es der Bündner nochmals wissen. Vor seiner 14. Weltcupsaison sprach er mit DURST über seine Ziele und seine Inspirationsquellen, über das Älterwerden und den Après-Ski-Boom. Sie sind 32 Jahre alt und steigen in Ihre 14. Weltcupsaison. Fühlen Sie noch das gleiche Kribbeln wie Ende 2005, als sie als Teenager vor ihrem erstenWeltcupeinsatz standen? Carlo Janka: Mit der Erfahrung und dem Alter wird man als Sportler ein bisschen ruhiger. Natürlich freue ich mich, dass es bald losgeht. Der Saisonstart sorgt aber nicht mehr für die gleiche Aufregung wie früher. Carlo Janka im Gespräch mit DURST. «Im Skisport stösst man am liebsten mit einem Bier auf den Sieg an.» «Der Körper sagt, wenn etwas nicht geht – mit den Jahren lernt man, auf ihn zu hören» Auf ein Bier mit Carlo Janka Sie sind bekannt für Ihre Gelassenheit und Ihre Coolness. Kann man als Sportler nicht auch zu ruhig sein? Damache ichmir keine Sorgen, denn ichweiss: Kurz vor dem Start kommen die Anspannung und das Adrenalin automatisch. Und was hat sich im Lauf der vielen Jahre als Skifahrer in physischer Hinsicht verändert?
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