Durst 10/2018

22  People&Unterhaltung Die Hotelübernachtung online buchen, beim Concierge-Roboter Ausflugstipps holen oder per Gesichtserkennung die Hotelzimmertüre öffnen: Die Digitalisierung mischt die Hotellerie auf. Thomas Allemann, Mitglied der Geschäftsleitung von hotelleriesuisse, erklärt im DURST-Gespräch, welche Vorteile die modernen Technologien bringen. Doch jeden Trend müsse man nicht mitmachen. Wo zeigt sich die Digitalisierung in der Hotelbranche am eindrücklichsten? Thomas Allemann: Die Digitalisierung zeigt sich am stärksten in den beiden Bereichen Onlinebuchungen und Bewertungsplattformen. Mittlerweile werden zwei Drittel aller Buchun- gen online getätigt. In Zukunft werden Automa- tisierung, Robotisierung und künstliche Intelli- genzdenHotelalltag immermehr beeinflussen. Wie gross ist die Gefahr, den Schritt in eine moderne Zukunft zu verpassen? Ich sehe keine grosse Gefahr. Natürlich sind Buchungs- und Bewertungsplattformen heute Musts. Ansonsten muss man jedoch beachten, dass der Digitalisierungsgrad stark von der Positionierung des Betriebs abhängig ist. Dass ein Businesshotel über Online-Check-in oder automatisierte Schliesssysteme verfügt, ein Kurhotel mit Gästen im Alterssegment 70 Plus jedoch nicht, hat durchaus seine Berechtigung. Digitalisierung ist auch mit Trends verbun- den: Sollten Hotels jeden Trend mitmachen? Nein. Jeder Hoteldirektor sollte beurteilen, welche Neuerungen aus der Digitalisierung seinem Betrieb einen zusätzlichen Nutzen versprechen. Alles mitzumachen und auszu- testen, ist weder notwendig noch zielführend. Airbnb und Booking.com sind omnipräsent. Fordern Sie Regulierungen für solch moderne Formen der Digitalisierung? Wir fordern vor allem gleich lange Spiesse für alle Marktplayer. Neue Anbieter wie Airbnb sollen sich ebenfalls an die hiesigen Gesetze «Dank der Digitalisierung können Hoteliers ihre Gastgeberrolle besser wahrnehmen» Auf ein Bier mit Thomas Allemann Thomas Allemann. Thomas Allemann ist Mitglied der Geschäftsleitung von Hotelleriesuisse. Allemann leitet seit 2010 das Mitgliedermarketing und die Klassifikation vomBranchenverband. Er vertritt damit die Interessen der national und international ausgerichteten Hotel- betriebe der Schweiz. Vor seiner Zeit beim Verband leitete er zwei Gastronomie- unternehmen in Bern. www.hotelleriesuisse.ch T HOMA S A L L EMA NN , HO T E L L ER I E S U I S S E und Regulierungen halten müssen wie die Hotelbetriebe. Ein Beispiel ist der Einzug von Kurtaxen. Wir wären aber natürlich auch ein- verstanden, wenn aktuelle Regulierungen, wie zum Beispiel die Meldepflicht für alle Markt- teilnehmer, abgeschafft würden. Wo sehen Sie die grössten Chancen für Ihre Branche durch die Digitalisierung? Eine Chance sind neue Geschäftsmodelle in der Beherbergung. Über Prozessinnovationen wie zum Beispiel automatisches Check-in und Check-out könnenMehrwerte für den Gast und den Hotelier geschaffen, die Effizienz gestei- gert sowie Kosten reduziert werden. Für den Gast bieten solche Neuerung einen doppelten Vorteil: einerseits schnellere und flexiblere Abläufe, andererseits können die Hoteliers ihre Gastgeberrolle besser wahrnehmen und sich mehr um den Gast kümmern. Wo schlummert die grösste Gefahr für Schweizer Hotelbetriebe? Es wird immer schwieriger, das Wesentliche für die eigenen, spezifischen Bedürfnisse zu finden und im Betrieb umzusetzen. Doch auch hier versuchen wir als Branchenverband, die notwendigen Informationen zugänglich zu machen und die entsprechenden Tools und Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Welche Gewohnheiten haben Sie persönlich durch die Digitalisierung geändert? Unter der Woche beziehe ich die News über das Smartphone. Am Wochenende lese ich aber die altehrwürdige, gedruckte Zeitung. Darauf freue ich mich immer wieder sehr.

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