Durst 09/2018
People&Unterhaltung 19 Der Schweizer Bundespräsident hiess Hans Hürlimann, in den USA regierte Jimmy Carter und in der Sowjetunion Leonid Breschnew: Die Welt hat sich stark verändert, seit Sonja Tanner am 1. April 1979 ihre Stelle beim Schweizer Brauerei-Verband (SBV) antrat. Auch in der Bierbranche ist kaum ein Stein auf dem anderen ge- blieben. Genau das ist es, was die Assistentin der Geschäftsleitung an ihrer Arbeit so sehr fasziniert: der stete Wandel. Wie sind Sie 1979 zumSchweizer Brauerei-Verband gekommen? Sonja Tanner: Ich war gerade aus den Skiferien zurück, als ich zufällig auf ein interessant formuliertes Inserat des Schweizer Brauerei-Verban- des stiess. Einen Monat später hatte ich am 1. April 1979 dann schon meinen ersten Arbeitstag beim SBV. Damals gab es in der Brauereibranche noch kaumFrauen… … und das war für mich zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Ich habe mich in den Brauerkreisen aber immer wohl und auch akzeptiert gefühlt. Heute bin ich keine Exotin mehr, denn in den Unternehmensleitungen vieler Brauereien sind mittlerweile mehrere Frauen tätig. Mit Gaby Gerber von Feldschlösschen wurde zudem erstmals eine Frau zur Vize- präsidentin des Schweizer Brauerei-Verbandes gewählt. Gibt es heute auch mehr Bierkonsumentinnen als vor 40 Jahren? Auf jeden Fall. An Public Viewings habe ich in diesem Sommer viele Frauen gesehen, die sich die WM-Spiele anschauten und dazu ein Bier genossen. Auch in Lokalen bestellen Frauen heute viel häufiger ein Bier statt ein Cüpli oder ein Glas Weisswein. Vor 40 Jahren dominierten die Lager- und Spezialbiere. Heute steht den Konsumentinnen und Konsu- menten eine ganze Palette von verschiedenen Bieren zur Verfügung. Die grosse Biervielfalt hat sicher dazu geführt, dass auch Frauen vermehrt ein Bier geniessen. Meine Favoriten sind naturtrübe und Amber-Biere. Auch in Restaurants, Bars und Pubs ist die Biervielfalt heute gross. Wie arbeitet der Brauerei-Verband mit der Gastronomie zusammen? In der Kommission der Schweizer Bierbrauer für die Förderung der Be- rufsausbildung imGastgewerbe wird der Informationsaustausch zwischen dem Schweizer Brauerei-Verband und GastroSuisse regelmässig ge- pflegt. Seit der Schweizer Brauerei-Verband zusammenmit GastroSuisse im Jahr 2011 das Seminar «Der Schweizer Biersommelier» ins Leben gerufen hat, haben wir die Zusammenarbeit mit dem Branchenverband «Die Biervielfalt hat in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen – auch in der Gastronomie» Auf ein Bier mit Sonja Tanner Sonja Tanner. Der Schweizer Brauerei-Verband (SBV) mit Sitz in Zürich wurde 1877 unter dem Namen «Schweizerischer Bierbrauerverein» ge- gründet. Heute gehören dem Verband 20 Brauereien mit einem Mindestausstoss von 2000 Hektolitern pro Jahr an. Seit 2015 ist jedes Jahr ein neues Mitglied dazugekommen. www.bier.swiss S CHWE I Z ER BR AUER E I - V ERBA ND intensiviert. Bis heute wurden bereits mehr als 350 Biersommeliers ausgebildet. Wünschenswert ist eine noch grössere Teilnahme von Gastronomen. Generell werden die Bierkultur und die Biervielfalt in der Gastronomie aber gepflegt, was mich natürlich freut. Bald 40 Jahre beimBrauerei-Verband: Was waren die Highlights? Die Wahrnehmung gegenüber Bier hat sich in den letzten Jahrzehnten positiv entwickelt. Die Biervielfalt hat enorm zugenommen. Heute zählen wir in der Schweiz fast 950 Brauereien, und der SBV verzeichnet eine Zunahme seiner Mitglieder. Mit diesem Wandel hat sich natürlich auch das Arbeitsumfeld stetig verändert. Interessant und vielseitig ist unter anderem die Ein- und Durchführung von verschiedenen Anlässen wie dem «Tag des Schweizer Bieres», dem Bierordensfest, dem Swiss Beer Award oder der Schweizer Meisterschaft der Bier-Sommeliers. Berei- chernd sind auch die vielen schönen persönlichen Kontakte. Und welches sind die Herausforderungen der nahen Zukunft? Der Schweizer Brauerei-Verband wird sich weiterhin mit Themen wie Lebensmittelrecht, Swissness und Gebindefragen befassen. Dabei geht es ihm immer auch darum, den Brauereien und der Gastronomie ein erfolgreiches Wirtschaften zu ermöglichen.
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