Durst 05/2018

28  Markt&Trends und dadurch imBetrieb ein ansteckend lebhaf- tes Klima kreiert, was – Sie ahnen es – noch mehr Appetit auf noch mehr Happen und Be- cher generiert. Sowieso, was isst der Herr da drüben gerade? Oh, schaut super aus! Zweimal dasselbe bitte. ImRestaurant oder gar vor demRestaurant auf einen Tisch warten? In der Schweiz undenkbar. In Sevilla das Normalste der Welt. Und weil Wartende besonders hungrig und somit unge- duldig sind, werden sie schon mal verpflegt, bevor ein Tisch auch nur in Sichtweite ist. Meis- tens im Barbereich an einem langen Tresen. Aber nicht nur. Da sieht man sogar bei frösteln- den Februartemperaturen Trauben von gut ge- launten Gästen auf dem Trottoir vor dem Lokal, A uf die Frage nach heissen kulinari- schen Tipps für Sevilla kam praktisch von allen Seiten unisono zurück: Ver- giss es, Sevilla ist kein Hot Spot für Foodies. Lass dich einfach treiben. Es gibt jede Menge coole Tapas-Bars, mal mega traditionell, mal modern-kreativ, und die Stimmung ist mitreis- send. Kann ich so unterschreiben. Und wenn ich könnte, würde ich mir mehr von dieser extrem einladenden Gastrokultur in der Schweiz wünschen. Nicht, dass wir jetzt hier anfangen sollten, bis nachmittags um fünf am Mittagstisch zu kleben oder erst ab 22 Uhr so langsammal ans Abendessen zu denken. Aber vor allem das Konzept, dem Gast die Wahl zu lassen, ob er von einem Gericht eine kleine Claudio Del Principe über kleine Portionen und grosse Ungezwungenheit Kulinarisches Reisemitbringsel aus Sevilla: mehr Tapas por favor! «Jetzt ist es wieder passiert. Man macht Ferien in einem Land, wo einem das Essen schmeckt und einen die Esskultur mitreisst, und prompt möchte man sich eine gastronomische Scheibe davon abschneiden und nach Hause mitnehmen», schreibt Claudio Del Principe in seiner DURST-Kolumne. «Wobei», ergänzt er, «diesmal ist es keine Scheibe, sondern jede Menge kleiner Tapas-Tellerchen.» Tapa-Portion oder eine grosse Ración ordern möchte, begeistert total. Und dann das mit dem Bier Tapas passen perfekt zur Bierkultur. Klar kann man hervorragende spanische Weine dazu trinken. Aber Bier ist sehr beliebt und viel stim- miger. Mit jedem kleinen Happen wächst der Appetit, und das macht natürlich Durst. Dass vorwiegend kleine Becher (die dann, war- um auch immer, noch nicht mal ganz gefüllt sind) serviert werden, mag anfangs irritieren, macht aber zunehmend Spass. Es ist erstens immer perlend frisch, und zweitens steht man dauernd in kommunikativem Kontakt mit dem Personal, das unermüdlich hin und her wieselt In Sevilla kann man sich treiben lassen und gemütlich Tapas geniessen. Kolumne

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