Durst 03/2018

Markt&Trends  25 Gemeinsam mit Felix Suhner kaufte Roland Tischhauser 1999 das Hotel Bad Bubendorf, in demer schon zuvor Hotelier gewe- sen war. Seit 2012 gehört das Drei-Sterne-Haus zur Balance Familie, die mit rund 450 Mitarbeitenden fünf Hotels und einen weiteren Gastronomiebetrieb betreibt. Roland Tischhauser hat das Bad Bubendorf zu einem «Haus mit Herz» und einem der grössten Gastrobetriebe der Nordwestschweiz geformt. Jetzt wechselt er als Delegierter des Verwaltungsrats zur Balance Familie, in der Felix Suhner Verwaltungsratspräsident ist. www.balancefamilie.ch BA L A NC E FAM I L I E U m 22 Uhr», sagt Roland Tischhauser, «ist ein normales Schwei- zer Restaurant heute praktisch leer.» Schuld seien hauptsäch- lich Regulierungen, mit denen er vor fast drei Jahrzehnten als junger Gastronomnoch nicht konfrontiert gewesen ist – zumBeispiel das Rauchverbot oder die 0,5-Promille-Grenze. Die Regulierungen sowie der Fachkräftemangel und das Arbeitsgesetz sind laut Roland Tischhauser «die drei grössten Herausforderungen für die Gastronomie». Deshalb hat er innerhalb der Balance Familie (vgl. Box unten links) gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Felix Suhner ei- nen Stellenpool gebildet, der für diese Problemfelder Lösungen bietet. Vorteile für Arbeitgeber und für Arbeitnehmer «Mitarbeitende haben heute zurecht andere Ansprüche als früher. Sie wollen einen attraktiven Arbeitsplatz, akzeptable Arbeitszeiten sowie Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten», sagt Roland Tischhauser. «Um ihnen all dies bieten zu können, sammeln wir die Best Talents in unserem Stellenpool und informieren sie mit einem Newsletter regel- mässig, was innerhalb der Balance Familie läuft.» Der erfahrene Gastro­ nomerklärt, welche Vorteile dies sowohl für den Arbeitgeber als auch für die Mitarbeitenden hat: Aufstiegsmöglichkeiten: «Der Stellenpool ermöglicht eine gezielte Karriereplanung. Ein junger Sous-Chef zumBeispiel, der keine Möglich- keit hat, im eigenen Betrieb eine Führungsrolle zu übernehmen, könnte in einemanderen Betrieb Küchenchef werden. So bleibt er uns erhalten.» Spezielle Anlässe: «Für grössere Catering-Anlässe können wir ehe­ malige Mitarbeiter aufbieten, die sich imStellenpool befinden. Wir fragen sie rechtzeitig an, und viele kommen gerne aushelfen. Sie treffen ehe­ malige Kollegen und kennen die Abläufe. Das steigert die Effizienz und auch die Bindung an die Balance Familie.» Wertschätzung: «Wer im Stellenpool ist, erfährt eine grosse Wertschät- zung. Wichtig ist, sich für die aktuellen, aber auch für die ehemaligen Mitarbeiter zu interessieren, sie zu fördern und mit ihnen regelmässig in Kontakt zu sein. Wenn man jahrelang nichts von sich hat hören lassen, kann man gute Leute nicht kurzfristig aufbieten.» Roland Tischhauser, Gastgeber im Hotel Bad Bubendorf Stellenpool als Antwort auf Herausforderungen Roland Tischhauser. Zu viele Regulierungen, zu wenige Fachkräfte: Die Herausforderungen an die Gastronomie hätten sich massiv gewandelt, sagt Roland Tischhauser. Er ist seit 27 Jahren Gastgeber des Hotels Bad Bubendorf und Delegierter des Verwaltungsrats der Balance Familie. Auf viele der neuen Herausforderungen hat er eine Antwort gefunden, die er auch anderen Gastronomen empfiehlt: einen Stellenpool. Ausbildung: «Lernende auszubilden, gehört zu unseren Grundwerten. Obwohl ein Lernender heute viel Geld kostet und oft in der Schule ist, zahlt sich diese Ausbildung vor demHintergrund des Fachkräftemangels aus. Dank des Stellenpools hat ein junger Mitarbeiter die Möglichkeit, nach der Lehre andernorts Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig mit uns verbunden zu bleiben.» Kooperation: «Wenn in einem unserer Hotels ein Engpass herrscht, kann ein anderer Betrieb möglicherweise mit Mitarbeitenden und Mate- rial aushelfen. Der Stellenpool erleichtert die Koordination und zeigt Ressourcen, die sonst vielleicht verborgen blieben.» Arbeitszeitmodelle: «Dass ein normales Schweizer Restaurant heute um 22 Uhr praktisch leer ist, hat auch einen Vorteil: Man kann andere Arbeitsmodelle etablieren. Heute haben unsere Mitarbeitenden sowohl in der Küche als auch im Service viel mehr Blockzeiten und weniger Zimmerstunden. Das macht die Arbeitsplätze attraktiver. Der L-GAV des Gastgewerbes gibt uns einen Handlungsspielraum, den wir auch mit Hilfe des Stellenpools nutzen. Wenn viel los ist, können wir zum Beispiel bei einem Chef de Service pro Woche drei Überstunden abkaufen.» Stellenpool ist auch ohne Zusammenschluss möglich Roland Tischhauser hat mit dem Stellenpool innerhalb der Balance Familie gute Erfahrungen gemacht. «In grösseren Betrieben und auch in Saisonbetrieben ist die Fluktuation hoch. Da empfehle ich, einen Stellen- pool aufzubauen. Das können auch mehrere Einzelbetriebe gemeinsam tun, ohne dass sie sich zusammenschliessen.» Trotz der vielen Regulierungen und trotz des Mangels an Fachkräften: Roland Tischhauser findet es auch nach fast drei Jahrzehnten immer noch «wunderschön», in der Gastronomie zu arbeiten. Den neuen Her- ausforderungen gelte es wie überall mit neuen Lösungen zu begegnen. Der Stellenpool ist eine solche Lösung.

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