Durst 01/2018
Hauptgang 13 ziell entsorgen und selbstverständlich einen Beleg vorweisen. Oder wenn ich an die ganze Mehrwertsteuer-kontrollen denke! Auch die aktuelle Senkung des Satzes von 8 auf 7,7 Pro- zent führt zu einem grossen Aufwand und kos- tet viel Geld. Man hätte den Satz gescheiter bei 8 Prozent gelassen und die 0,3 Prozent in die AHV gesteckt. Und das Konkurrenzumfeld, wie hat sich das in den letzten Jahren verändert? Es hat sich verschärft. Heute sind die orangen Riesen nicht nur Detailhändler, sondern auch gastronomische Riesen. Sie führen lauter negative Punkte auf und scheinen trotzdem noch immer Spass an Ihrer Arbeit zu haben. Was fasziniert Sie an der Gastronomie? Ich schaue vorwärts und jammere nicht. Die Schweizerinnen und Schweizer gehen immer noch gerne auswärts schön essen. Es gibt in unserem Land viele tolle, stolze und saubere Betriebe, in denen hervorragend gearbeitet wird. Auch die vielen motivierten jungen Be- rufsleute in unserer Branche machen mir Freude. Zu ihnen gilt es Sorge zu tragen. Worauf muss sich die Gastronomie im neuen Jahr vom Gesetzgeber gefasst machen? Peter Hodler: Für die Deklaration von Lebens- mitteln besteht zwar noch eine Übergangsfrist, trotzdem sollte man sich schon jetzt mit dem neuen Lebensmittelrecht befassen. Weil die Sache recht komplex ist, bietet GastroBern Kurse an. Auf Bundesebene weiss ich sonst von keinen wesentlichen Änderungen. Und auf kantonaler Ebene, was beschäftigt Sie da ammeisten? Andere Kantone sind daran, den Fähigkeits- ausweis wieder einzuführen. In Bern ist man imDialog, wie es mit dessen Zukunft aussehen soll. Das Geschäft ist im Gros sen Rat, ein Ent- scheid dürfte 2018 fallen. GastroBern setzt sich für den Fortbestand des Fähigkeitsaus- weises ein, dennwir sind überzeugt: Es braucht Mindeststandards. Und was sind die Dauerbrennpunkte? Die Kontrollstelle Basel und die Quellensteuer kontrolle, die Lehraufsichtskontrolle und die Alkoholkontrolle, die Steuerkontrolle, die AHV- Kontrolle und, und, und: Die Gastronomie wird von mindestens 25 Stellen kontrolliert. Unser Gewerbe ist überreguliert, das ist Wahnsinn. Ist das in anderen Ländern nicht auch so? Die Politiker sprechen immer von EU-Normen. Das Problem ist: Bei uns werden diese durch- gesetzt, in vielen EU-Ländern kaum. Nehmen Peter Hodler, Vizepräsident von GastroBern «Das Gastgewerbe ist überreguliert» wir zum Beispiel Dänemark: Dort vergibt die Lebensmittelkontrolle lachende, weinende und neutrale Smileys. Wenn alles gut ist, erhält der Gastronomiebetrieb ein lachendes Smiley. In 99 Prozent der Betriebe lacht das Smiley. Als ich ihn darauf ansprach, lachte ein dänischer Kollege ebenfalls und sagte mir: «Weisst du, das wird bei uns nicht so eng gesehen.» War früher wirklich alles besser? Ist wirklich alles schlimmer geworden? In den letzten Jahrzehnten hat die Regulierung leider tatsächlich stark zugenommen. Das Rauchverbot ist gekommen, die Promillegren- ze wurde gesenkt und das Hygienegesetz ver- schärft. Früher konnte man die Küchenabfälle dem Bauern geben, heute muss man sie spe- Gemeinsam mit seiner Gattin Irene sowie den Söhnen Daniel und Stephan führt Peter Hodler den Landgasthof Thalgut in Gerzensee. Der Berner ist Gilde-Koch, Lehrlingsausbildner, Präsident von Hotel & Gastro formation Bern und Vizepräsident von GastroBern. Die Gastro- nomie werde immer stärker reguliert, sagt Peter Hodler. Er verrät auch, warum er an seiner Arbeit trotzdem immer noch Spass hat. Der Landgasthof Thalgut in Gerzensee befindet sich direkt an der Aare. Der Betrieb hat eine lange Tradition und wird seit mehr als 30 Jahren von Peter Hodler und seiner Familie geführt. Nach dem Umbau 2016 strahlt das «Thalgut» in neuem Glanz. www.thalgut.ch Landgasthof Thalgut «Die Gastronomie wird von mindestens 25 Stellen kontrolliert.» Peter Hodler
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