Durst 11/2017

10  Hauptgang D onnerstagabend in der «Krone 94». Peter Steinmann leert – eines nach dem anderen – die 50 Fächer des Kastens, der imLokal gut sichtbar an der Wand hängt. Den Mitbesitzer des Lokals nennen hier alle «Steime». Er ist auch Beisitzer des «Ein­ legervereins Krone 94», der jeweils am Don­ nerstag seine Wochenbilanz zieht. «Fach 14, 20 Franken», sagt «Steime», und Thom Loosli, der Präsident des Einlegervereins, tippt den Betrag gewissenhaft in seinen Laptop ein. Wer nicht spart, wird gebüsst Einlegervereine haben eine lange Tradition (vgl. Text rechts). Sie bezwecken «die Förde­ rung des Sparwillens», und das geht im Fall der «Krone 94» so: Jedes Mitglied bezahlt ei­ nen kleinen Jahresbeitrag und verpflichtet Einlegerverein beschert der «Krone 94» regelmässig Gäste In Willisau wird am Stammtisch diskutiert, getrunken und auch kräftig Geld gespart Am Stammtisch der «Krone 94» in Willisau geht es hoch zu und her. Man kennt sich, man diskutiert, debattiert und politisiert, man prostet sich mit einem Bier zu und spart gemeinsamGeld. Die meisten Mitglie- der dieses Stammtisches gehören nämlich auch dem «Einlegerverein Krone 94» an – und das macht sich auch für den Gastrono- miebetrieb Woche für Woche bezahlt. sich, im Lokal jede Woche mindestens zehn Sparfranken in sein Fach zu stecken. Wer die­ ser Pflicht nicht nachkommt, hat eine Busse von fünf Franken zu entrichten, wobei man sich während seiner Ferien abmelden kann. Grosser Zahltag Anfang November Woche für Woche wird das gesparte Geld auf die Bank gebracht. Der erste Samstag im No­ vember ist dann der grosse Zahltag: An der GV des Einlegervereins erhalten die Mitglieder ihren Sparbetrag abzüglich Bussen. Der Zins kommt dem Verein zugute. «Fach 25, 50 Franken. Halbzeit, Prost!», sagt Peter Steinmann und gönnt sich einen Schluck Bier. Zehn Minuten später kennt er die Bilanz dieser Septemberwoche: Die 64 Vereinsmit­ glieder – einige Paare teilen sich eines der Ausgelassene Stimmung am Stammtisch der «Krone 94».

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