Durst 010/2017
People&Unterhaltung 21 Sie haben im April Ihren 40. Geburtstag gefeiert. War das etwas Besonderes? Das Besondere war, dass es das erste Mal ge- schneit hat an diesem Tag Ende April in Basel. Und dass die Familie da war. Aber der runde Geburtstag an sich eigentlich nicht. Vielleicht geht es mir anders, wenn ich 50 werde, aber der 40. hat mir gar nichts ausgemacht. Viel- leicht lag es daran, dass ich eine Woche vorher den Vertrag mit dem FCB unterschrieben hat- te, die Euphorie war natürlich gross, ein schö- nes Geburtstagsgeschenk! Haben Sie mit Bier darauf angestossen? Ich muss zugeben, ich bin kein grosser Bier- trinker. Aber sogar ich habe mittlerweile ent- deckt, dass ein kühles Bier an einem heissen Sommertag schmeckt – oder nach einem Sieg auf der Heimfahrt. Ein kühles Bier gönnt sich Raphael Wicky nur ganz selten – zum Beispiel, wenn es draussen richtig heiss ist. Passend dazu fand das DURST-Interview Ende Sommer bei über 30 Grad statt. Ein Gespräch mit dem Walliser über seine Heimat, wie es für ihn war, als neuer FCB-Trainer ins Tourbillon zurückzukehren und seine Position am Spielfeldrand. Raphael Wicky, Sie haben bereits als jugendlicher Fussballer den Sprung ins Ausland gewagt und wohnen heute in der «Üsserschwiiz» in Basel. Was verbindet Sie immer noch mit demWallis? Raphael Wicky: Das Wallis ist meine Heimat und wird immer meine Heimat bleiben. ImWal- lis sind meine Wurzeln – meine Familie, meine zwei Schwestern und ihre Kinder leben dort. Leider habe ich nicht mehr so viel Zeit, sie re- gelmässig zu besuchen. Was macht für Sie das Wallis aus? Die bodenständigen Menschen, im positiven Sinne die Einfachheit der Leute. Und natürlich die Natur. Das Wallis ist ein wunderschöner Kanton, ob imWinter, wenn alles verschneit ist, oder im Sommer, zum Wandern. Für mich ist es ein Ort der Ruhe. Was ist an Ihnen auch nach all den Jahren fernab der Heimat immer noch typisch walliserisch? Sicher der Dialekt. Ich bin nun seit 20 Jahren weg von meiner Heimat, ich habe sehr viel von der Welt gesehen, habe überall gelebt. Sicher bin ich nicht mehr der typische Walliser. Meine Wurzeln sind immer noch im Wallis, aber ich habe mich verändert. In diesem Sommer haben Sie mit dem FC Basel erstmals gegen den Club gespielt, bei dem Ihre Spielerkarriere begann. Wie wurden Sie im Tourbillon, dem Stadion des FC Sion, empfangen? Gut, sehr positiv. Ich habe vor und nach dem Match ein paar Fotos mit Fans gemacht und Autogramme verteilt, aber sonst wurde kein grosser Rummel gemacht. Beide Fangruppen haben eine gute Stimmung verbreitet. Wie war es für Sie, wieder zurück zu sein? Ich war jetzt nicht aussergewöhnlich ange- spannt vor diesem Match. Es war schön, die «Das Wallis wird immer meine Heimat bleiben» Auf ein Bier mit Raphael Wicky Raphael Wicky «Für mich ist das Wallis ein Ort der Ruhe.» «Ich sage den Jungen: Geniesst eure Zeit.» tolle Stimmung im Stadion zu erleben. Das Tourbillon in Sion ist ein Stadion der alten Gar- de, noch wie vor 20 Jahren. Die Kabinen sind vielleicht etwas anders, aber darum herum ist immer noch vieles gleich wie zu meiner Zeit als aktiver Fussballer. Das alles hat schöne Emotionen ausgelöst. Alles in allem war es aber nicht eine emotionale Rückkehr. Sie mussten 2009 Ihre Profikarriere früh verletzungsbedingt beenden. Sind Sie ein wenig neidisch auf die Jungen, wenn Sie sie heute als Trainer auf den Platz einlaufen sehen? Nein, überhaupt nicht. Einmal, als ich als TV-Kommentator in Manchester war, da hätte ich grosse Lust gehabt, auf den Platz zu gehen. Aber sonst… Es hat während der letzten Jahre nicht besonders oft irgendwo gekribbelt. Meine Zeit als Fussballer war schön, sie ist vorbei, Neid ist keiner da und auch nicht angebracht. Aber ich versuche, den Jungen klarzumachen, wie schnell alles vorbei sein kann und sage ih- nen: Geniesst eure Zeit!
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